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Meldung vom: | Verfasser/in: Sebastian Hollstein
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Um Naturwissenschaften zu vermitteln, ist ein Raum sowohl für Studierende an der Universität als auch für Schülerinnen und Schüler elementar: das Labor. Doch nicht nur in Chemie oder Physik gilt es, Lerninhalte buchstäblich vor Augen zu führen, Gelerntes anzuwenden und Erkenntnisse durch praktisches Erproben selbst zu gewinnen. Auch für angehende – und bereits erfahrene – Lehrerinnen und Lehrer ist es hilfreich, sich in einem Experimentierraum auszuprobieren – egal ob sie Biologie oder Geschichte unterrichten. Deshalb haben Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität Jena nun das „Learning to Teach-Lab:Science“ eingerichtet. Dieses deutschlandweit erste Lehr-Lern-Labor für die Sekundarstufe in der Erziehungswissenschaft wird anlässlich der „Herbart-Professur für Lehrer:innenbildung der Jenaer Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ am 1. Juni eröffnet.
„Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus den Fächern haben wir hier einen Ort entworfen, in dem Probeunterrichtsstunden abgehalten und so erziehungswissenschaftliche Inhalte in einen fachlichen Lernkontext gestellt werden können“, informiert Prof. Dr. Alexander Gröschner, Schulpädagoge und Unterrichtsforscher der Universität Jena, der das Labor leitet. „Für den Grundschulbereich ist das durchaus üblich – für die Sekundarstufe allerdings etwas völlig Neues, obwohl genauso wichtig.“
Wie funktioniert optimale Gruppenarbeit?
Im Labor zeichnen verschiedene fest installierte und mobile Kameras sowie Mikrofone an jedem Tisch das gesamte Unterrichtsgeschehen auf, damit es danach ausgewertet werden kann. Darüber hinaus lässt sich eine Schulstunde im Labor hinter einer verspiegelten Scheibe live beobachten und durch ein Mikrofon sogar Einfluss nehmen, etwa durch Anweisungen an die Lehrperson. „Uns geht es vor allem um die Mikroperspektive auf den Schulunterricht“, erklärt Gröschner. „Gruppenarbeit beispielsweise ist inzwischen ein beliebtes Mittel – doch viele Parameter bleiben dabei häufig unbeachtet. Wie ist die optimale Zusammensetzung einer solchen Gruppe? Wie arbeiten die Schülerinnen und Schüler zusammen? Wer übernimmt welche Rolle? Wie sollte eine Aufgabenstellung formuliert sein, um den Austausch anzuregen? Solchen Fragen wollen wir nachgehen.“
Brücke zwischen Universität und Schule
Das neue Labor soll dabei vorrangig drei Aufgaben erfüllen: Zum einen hilft es angehenden Lehrkräften während des Studiums, Unterrichtsstunden zu simulieren, sich auszuprobieren und dabei etwa die Interaktion mit den Lernenden richtig zu gestalten. Zum anderen können aktive Lehrerinnen und Lehrer das Labor als Fortbildungsstätte nutzen, etwa mit einer Schulklasse hier eine Unterrichtsstunde abhalten und hinterher mit Fachleuten auswerten. Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können sich ab sofort anmelden. Außerdem betreiben eben jene Fachleute an der Universität Jena durch Experimente vor Ort selbst aktiv Unterrichtsforschung. „Wir wollen unsere Studierenden auf ihre spätere Beschäftigung in den Schulen so umfassend wie möglich vorbereiten – und dafür ist ein solcher Experimentierraum, in dem sie sich ausprobieren können, perfekt“, sagt Gröschner. „Und gleichzeitig haben wir dadurch die Möglichkeit, die Ausbildung zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer prinzipiell weiter zu verbessern – wovon schlussendlich die Gesellschaft als Ganzes profitiert.“ Durch eine solche praxisnahe Ausbildung sorge man dafür, dass die Studierenden das Gelernte auch im Unterricht anwenden können. „Wir schlagen somit eine wichtige Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis – zwischen Universität und Schule.“
Herbart-Professur
Dass die Eröffnung des neuen Labors mit der „Herbart-Professur für Lehrer:innenbildung der Jenaer Qualitätsoffensive LehrerbildungExterner Link“ gefeiert wird, ist kein Zufall. Denn in diesem Jahr übernimmt der Kasseler Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Frank Lipowsky die Gastprofessur. „Wir freuen uns, dass wir zu diesem Anlass mit ihm einen der renommiertesten Experten für Schul- und Unterrichtsforschung hierzulande begrüßen dürfen“, sagt Alexander Gröschner, dessen Lehrstuhl die Professur und das dazugehörige Programm in diesem Jahr ausrichtet. „Er ist wohl der namhafteste deutsche Wissenschaftler im Bereich Fort- und Weiterbildung und Sprecher der Qualitätsoffensive Lehrerbildung an der Universität Kassel.“ Lipowsky werde die Jenaer Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auch mit seiner Außenperspektive dabei unterstützen, das im kommenden Jahr auslaufende Projekt Professionalisierung von Anfang an im Jenaer Modell der Lehrerbildung ( PROFJL²) auszuwerten und Nachhaltigkeitsinitiativen daraus zu entwickeln. Während seines Festvortrags anlässlich der Herbart-Professur widmet er sich dem Thema „Warum es manchmal hilfreich sein kann, das Lernen schwerer zu machen – Kognitive Aktivierung und die Kraft des Vergleichens“. Die interessierte Öffentlichkeit ist dazu am 1. Juni, 18 Uhr, in die Rosensäle der Universität Jena (Fürstengraben 27) herzlich eingeladen.
Die Sprechstunde findet online statt. Den Zugang erhalten Sie von Frau Gebhard (sve@uni-jena.de).
Für Studierende: Ihre Anfragen werden i.d.R. in der Sprechstunde beantwortet. Bitte melden Sie sich bei Frau Gebhard im Office Management an.
Sprechstunden im WiSe 24/25 (online via Zoom):
15.10.24, 10-11 Uhr
21.11.24, 10-11 Uhr
09.01.25, 10-11 Uhr
11.02.25, 10-11 Uhr