Belladonna
Wasserzeichen — abgerundete, ornamental miteinander verbundene Sechsecke

NATUR - BILDUNG - FACHLICHKEIT

Zu Potenzialen von Natur in Bildungskontexten | 27.-28. März 2023
Belladonna
Foto: Zinaida Zaiko/Shutterstock.com

Tagung Natur-Bildung-Fachlichkeit

Foto: Carolin Mand

NATUR - BILDUNG - FACHLICHKEIT 
Zu Potenzialen von Natur in Bildungskontexten  

Die Frage nach der Beziehung zwischen Menschen oder Gesellschaften und Natur ist Gegenstand aktueller Debatten. Welche Bedeutung in diesem Kontext der Bildung über, mit und durch Natur zukommt, ist Gegenstand der interdisziplinären Tagung „Natur – Bildung – Fachlichkeit. Zu den Potenzialen von Natur in Bildungskontexten“ vom 27. bis 28.03.2023 in den Rosensälen der Universität Jena.

Ein Rückblick von Sophia Feige

Welches Potenzial liegt in unterschiedlichen fachlichen Zugängen zum Begriff der "Natur" und zum Begriff der "Bildung"? Welche Rollen spielen dabei Naturerfahrung, Naturerleben und leibliche Zugänge? Wie wird dem Begriff der "Natur" theoretisch-konzeptionell, empirisch und praktisch begegnet? Auf der zweitägigen Tagung "Natur - Bildung - Fachlichkeit" wurden Wissenschaftler*innen, mit besonderem Fokus auf Doktorand*innen und Post-Docs, dazu eingeladen, sich mit diesen und weiteren Fragen auseinanderzusetzen und ihre Forschungen zu präsentieren. Im Sinne eines dialogischen Formats haben wir uns an den "runden Tisch" gesetzt und im Anschluss eines jeden Vortrags den Raum für Fragen, Kommentare und Diskussionen geöffnet.

Zu Beginn der Tagung trug Clemens Klein zur Urbildlichen Differenz und bildenden Differenz vor und sprach über das Inszenieren von Natur in den Medien, die die Sehnsucht nach Natur als Konsum von Natur als Produkt transformieren. Im Anschluss erweiterte Robert Lämmchen diesen Gedanken auf die sozialen Medien und setzte sich mit dem Verhältnis von Natur und Bildung in der digitalen Gesellschaft auseinander. Seine These, dass es keinen einheitlichen Naturbegriff gibt, zieht sich als roter Faden durch die Tagung. Mit Georg Gudats Vortrag über die 'erste' und 'zweite' Natur wurde die Blickrichtung nun auf die Gesellschaft gelenkt. Aus kritisch-geographischer Perspektive brachte er gesellschaftliche Naturverhältnisse ins Spannungsfeld. Nicola Richter führte eine weitere geographische und leibliche Perspektive auf Natur an, indem sie das Konzept eines Geographieunterrichts entwickelte, der den leiblichen Vollzugscharakter von Lernenden ernst nimmt. Diese Geisteswissenschaftlichkeit in der Geographie forderte auch Sophia Feige mit ihren Gedanken über protohermeneutische und phänomenologische Annäherungen an dem 'Natur'-Begriff nach Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe. Den ersten Tag abschließend gab Daniel Lieb einen Einblick in die Anti-Philosophie Batailles und in den post-kritischen Diskurs der Mensch-Welt-Verhältnisse. Er verdeutlichte eine neue Perspektive auf das menschliche Verhältnis zur Welt, in welchem die vermeintlich getrennten Entitäten Mensch und Natur auf einem versöhnten Planeten ineinanderfließen.

Den zweiten Tag eröffnete Dr. Paul Voerkel mit einem interaktiven Vortrag zur Thematik der Waldpädagogik und Waldschulen. Er stellte die Wichtigkeit der Verknüpfung zwischen kognitiver und emotionaler Entwicklung von Lernenden in Waldstandorten heraus. Mit dem Erleben von Natur beschäftigte sich auch Julia Kruse, die unter der Perspektive der emotional-leiblichen Naturbegegnung das Potenzial literarischer Texte für Kinder und Jugendliche über Naturerfahrungen herausstellte und so einen Beitrag zu gesellschaftlichen Veränderungsprozessen leisten möchte. Anschließend präsentierten Jochen Hotstegs und Henning van den Brink ihr erlebnispädagogisches Wahlpflichtseminar in Form einer Fahrradexkursion mit Studierenden der sozialen Arbeit. In ihrem Verständnis der Natur als Bildungs-, Beziehungs- und Begegnungsraum eröffneten sie Möglichkeiten der Selbsterfahrung und Selbstbildung in gruppenpädagogischen Lernarrangements. Als nächstes stellte Laura Harter ihr Dissertationsprojekt vor, in welchem sie sich mit Konstruktionen von Natur und Umwelt bzw. Umwelthandeln verschiedener Aktuersgruppen der Sozialen Arbeit sowie deren Umgang mit materiellen Ressourcen vor dem Hintergrund der Klimakrise beschäftigt. Zum Abschluss der Tagung trug Pauline Schottmann über "Kleine Menschen in der großen Welt" vor, die sie in einem Kunstprojekt zu ihren Imaginationen über zukünftige Welten befragte. Die so entstandenen Kunstwerke mit lebensweltlichen Perspektiven auf Natur stellte sie ins Verhältnis zum Nachhaltigkeitsdiskurs.

Insgesamt hat die Tagung gezeigt, dass Fragen nach dem Verhältnis zwischen Natur, Bildung und Fachlichkeit in Hinblick auf heutige und zukünftige Herausforderungen in Forschung, Vermittlung und Praxis aktueller denn je sind.

Ein herzlicher Dank gilt allen Teilnehmenden dieser Tagung! 

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Fördermoduls "Kollegiat*innen für Kollegiat*innen" im Rahmen des Forschungs- und Doktorandenkollegs von Sophia Feige und Nicola Richter umgesetzt.

Programm & Kontakt

  • Programm

    Den Flyer mit dem aktuellen Tagungsprogramm können Sie hierpdf, 966 kb downloaden.

  • Kontakt

    Die Tagung wird von Sophia Feige & Nicola Richter ausgerichtet.

    Anmeldungen mit und ohne Beitrag sowie Fragen sind an folgende E-Mail-Adresse zu richten:

    natur.tagung@uni-jena.de